DIE DUNKLE SEITE DES INTERNET

Vor etwa fünfzig Jahren wurden die technischen Grundlagen für eine Datenvernetzung geschaffen. Heute ist das Netz (Internet) ein sich ständig ausbreitender, uferloser Datenkosmos. Doch der virtuelle Raum ist nicht nur eine Chance. Schätzungen zufolge werden weltweit jede Sekunde 18 Menschen Opfer von Internetbetrügern. Es kann jeden treffen. Natürlich sind in erster Linie Unternehmen das Ziel von Cyberangriffen. Doch durch die zunehmende Vernetzung privater Haushalte steigt auch hier das Risiko eines Hackerangriffes. Wenn die Heizung über Wlan gesteuert wird, könnte es geschehen, dass der Ofen erlischt ohne dass man es will. Auch Angriffe auf Smartphones nehmen erkenntlich zu.

Abtauchen ins Dark-Net

Im vergangenen Jahr wurde jeder 22. Osterreicher von einem Onlinebanking-Trojaner attackiert. Eine von 140 E-Mails enthält Schadcode. Und jede Sekunde werden 26 neue Schadcodes in Umlauf gebracht. Tausendfach werden Surfer täglich im Internet über wundervolle Millionengewinne informiert. Man braucht nur die Adresse anklicken um Millionär zu sein. Wehe dem, der das tut. Nur Amateure begehen heute noch Banküberfälle Die Spezialisten für Sicherheitssoftware wissen noch viel mehr Schauergeschichten. So flog im Spätsommer vorigen Jahres der bisher größte Datenklau im Netz auf: Russische Hacker knackten 1,2 Milliarden Passwörter. Und da wir alle mehr oder weniger intensiv im Netz surfen, sind wir ständiger Bedrohung ausgesetzt. Wir alle nutzen Internet-Suchmaschinen. Aber selbst das Große Google sucht nur an der Oberfläche des Datenozeans. Wer in die Tiefen des Netzes abtaucht, sich auf die „dunkle Seite“ des Internets begibt, für den steigt das Risiko.

Die im Dunkeln sieht man nicht

Die dunkle Seite des Internet beginnt dort, wo Suchmaschinen nicht hinkommen. Aus zwei Gründen: Erstens Google und Co durchsuchen nur die Oberfläche des Netzes und zweitens Suchergebnisse basieren auf so genannten Links. Warum das so ist? Einfach: Einem analog gedruckten Museumskatalog ähnlich sind in der Inhaltsangabe nur die Kapitelüberschriften zu lesen, sprich für die Suchmaschine gibt es nur eine einzige ansprechbare Adresse. Erst auf den weiteren „Katalogebenen“ findet man die einzelnen Inhalte. Und dorthin gelangen die Suchabfragen nicht. Jeder der im Internet surft war schon – zumindest unbewusst – im Dark-Net, denn auch Daten aus Firmennetzwerken zählen dazu. Selbst wenn tausende andere Seiten auf die versteckten Inhalte verlinken, tauchen sie nicht im Suchergebnis auf.

Insider behaupten, dass das Dark-Net mindestens 500 Mal so groß sei wie das sichtbare Netz. Genaue, nachvollziehbare Angaben gibt es nicht, denn im Dark-Net gibt es keine zentrale Anlaufstelle. Auch Behörden, Organisationen und Versicherungen verbergen ihre Datenbestände. Das Pentagon natürlich auch. Jedem Serverbetreiber ist es möglich, seine Inhalte bewusst unauffind­bar zu machen. So kann man Webcrawlern den Zutritt verwehren und seine Seite verbergen.

TOR – The Onion Router

Eines ist sicher: Im Dark-Net gibt es nichts, was es nicht gibt. Praktisch alles ist verfügbar. Egal ob legal oder illegal. Und natürlich wollen dort nicht nur neugierige User hin. Und wie kommt man in das höllenheiße, dunkle Reich? Einfach mit dem „The onion Router“, abgekürzt TOR. Eine Software die schnell im Netz zu finden und leicht zu installieren ist. Damit ist Surfen oder Kommunikation möglich, die nicht zurückverfolgt werden kann. Durch mehrstufiger Verschlüsselungstechnik und ständig wechselnder Server bleibt der Surfer unerkannt. Zumindest bis jetzt. Inzwischen sind Verfolgungsbehörden soweit technisch aufgerüstet, dass absolute Anonymität nicht mehr garantiert werden kann. Dem FBI ist es gelungen ein Pädophilen-Netzwerk zu infiltrieren. Und noch etwas muss in Kauf genommen werden: Über TOR ist die Surferei lähmend langsam.

Zuerst sollte man die Linkliste „The Hidden Wild“ aufsuchen. Man erhält einen gewissen Überblick was es im dunklen Reich so alles gibt. Allerdings sind viele Links „tot“. Und allzuviel sollte man sich auch nicht erhoffen. Denn viele die im Dark-Net aktiv sind wechseln, aus einleuchtenden Gründen, öfters ihre IP-Adresse. (IP-Adresse: eine einmalige, einem bestimmten Gerät zugewiesene Adresse die auf dem Internetprotokoll basiert). Immerhin, es gibt Suchmaschinen die für TOR optimiert sind und damit kommt man an Anbieter die Waren und Dienstleistungen „aller Art“ offerieren.

Alles ist möglich

Im „Alles-ist-möglich“-Reich bekommt man (fast) alles. Sie wollen einen britischen Pass? Den Namen kann man sich aussuchen. Nach Bezahlung einfach ein Foto schicken und die Unterschrift. Der Pass kommt dann per Post. Kaufen kann man auch gehackte PayPal-Konten. Wozu? Der Nutzen wird wohl eher im dunklen Bereich liegen. Aber auch eine Walther PPK – sie wissen ja: „Mein Name ist Bond, James Bond“, ist zu haben. Um lockere 650 €uro. Samt Ammunition. Innerhalb Europas wird „free shipping“ geliefert. Und zwar, wie erklärt wird, jedes Teil einzeln. „Selbstverständlich“ (unter Anführungszeichen gesetzt) wird jede Art von Suchtgift angeboten. Von E wie Ecstasy bis S wie Speed. Alles in allem, selbst die finstersten Phantasien können ausgelebt werden. Man bietet alles was Sie wollen und noch ein bißchen mehr. Rent-a-Terrorist, wenn man ein unliebsames Individuum los werden, terminieren, will. Oder billiger, ein Hacker stellt ihrem Lieblingsfeind ein Kinderpornobild auf sein Portal. Allerdings braucht es einige Erfahrung um jene dunklen Ecken zu finden.

Auch Geld kann man „kaufen“. In Form von Prepaid-Karten mit aufgeladenem Guthaben oder echte Kreditkarten samt PIN-Code. Warum Lee Roy Brown, (you know: the baddest man in whol town town), das Geld nicht selbst abhebt? Man sollte nicht in jede Falle tappen. Gier macht bekanntlich blind. Vorletzte Frage: Wie kontaktiert man den Anbieter? Entweder man meldet sich im Tor-Netz bei einer chiffrierten Mailbox an und erhält eine kodierte E-mail-Adresse des Anbieters. Oder man verschlüsselt seine Emails selbst. Die gängigste Software dafür heißt „Pretty Good Privacy“. Und sollte man einmal Hilfe brauchen: Seit einigen Jahren gibt es im Bundeskriminalamt die Abteilung „Cyber Crime Competence Center“. Wenn wer helfen kann, dann sicher die dort tätigen Spezialisten.

Zusammenfassend ist zu sagen: Das Darknet, auch Hidden Services oder Deepweb genannt, ist der Sammelbegriff für verschiedene anonyme Netzwerke. Im Gegensatz zum normalen Internet gibt es keine zentralen Server zum Datenabruf. Das Darknet entsteht durch den Zusammenschluss vieler Privat-PCs, die untereinander verschlüsselt Daten austauschen. Jeder vernetzte PC kann Daten abrufen, bereitstellen, weiterleiten. Wer sich auf das verlockende Angebot einlässt, riskiert hohe Geldstrafen – und verseucht seinen PC möglicherweise mit Schadsoftware.

Smartphones im Visier

Verseuchen kann man sich auch sein Handy – pardon: Smartphone. Speichern die doch mitunter sensibelste Daten. Bevorzugtes Ziel: Kontonummern oder Paßwörter, die für Hacker mehr oder weniger leicht auslesbar sind. Auch die Möglichkeit Überweisungen durchzuführen, ist für Intruders (Eindringling) verlockend. Inzwischen werden weltweit 31 Prozent der Internetaufrufe über Smarphones realisiert.

Letzte Frage: Wie steht es mit der Bezahlung: da gibt es nur eine Währung: Bitcoin. Auch hier kann der Zahlungsvorgang nicht nachverfolgt werden. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. Wikipedia erklärt: Bitcoin ist ein 2009 von privater Hand eingeführtes länderübergreifendes Zahlungssystem in Form von virtuellem Geld, bei dem kryptographische Techniken eingesetzt werden (Kryptowährung). Die Übertragung der Beträge erfolgt direkt von Teilnehmer zu Teilnehmer (Peer-to-Peer). Dadurch werden die beim herkömmlichen Bankverkehr üblichen Zwischenschritte und auch Finanzbehörden umgangen.

Der Begriff Bitcoin ist ein Kunstwort und setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern Bit und Coin (dt.: Münze).

Bitcoins waren 2009 als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden. Österreich ist noch ein Bitcoin‑Entwicklungsland. Shops, die die Digitalwährung akzeptieren, sind rar. Wer Bitcoins ausprobieren will, der kann sich in ausgewählten Trafiken Bitcoin-Bons kaufen. Diese funktionieren ähnlich wie Ladebons für Wertkartenhandys und können online eingelöst werden. Alles, aber auch wirklich alles kann man darüber im Internet nachlesen. Das Suchwort „Bitcoin“ bringt 104.000.000 Ergebnisse (in 0,35 Sekunden). Das steht vielleicht nicht dort: Wo Geld ist, sind auch Kriminelle nicht weit.

Zuletzt, natürlich kann man sich gegen die Risken des Cyber-Crime auch absichern. Auch in Österreich werden Unternehmen von Hackern ins Visier genommen. Datenklau ist längst kein seltenes Delikt mehr. Angriffe kommen oft aus dem DarkNet. Und was viele Entrepreneurs nicht wissen: Die Geschäftsführung haftet: Voll, ganz und persönlich. Beim Absichern dieses Risikos kommt es entscheidend auf das Wording an. Das heißt: Was ist nicht versichert, was wird nicht bezahlt. Welche Risken sind ausgeschlossen. Bis zu welcher Höhe übernimmt der Versicherer das Risiko und welchen Schutz gibt es bei Ansprüchen von Dritter Seite. Um nur einige Überschriften aufzuzählen. Dieses Risiko ist wahrhaft nicht geeignet um auf die Schnelle im Internet die „günstigste“ Versicherung zu finden. Abgesehen davon, dass nicht alle Versicherer diese Art von Versicherungsschutz anbieten. Für dieses Risiko bleibt den Betroffenen, allermeist Unternehmen, nur ein Ansprechpartner: Ein Versicherungsmakler.

Quellenhinweis: Wikipedia: Chronologie des Internets. Darknet for dummies, The Darknet-Spy, Emedia: was google nicht sieht. Die Gefahr lauert im Geheimen,  Spy app hacked, You Tube: Einblick ins Darknet. Digital Spy. U.v.a. Autor: Mario Passini