Bulletin No. 1

06 DAS GROSSE BÖSE – TOTAL AUSGESPERRT IM GANZEN EIGENEN LAND

Lasst uns mit einem Gleichnis beginnen

Der Muxeneder Toni geht seit Jahr und Tag in sein Stammwirtshaus. Dort ist Freude, Stimmung, Friede und Geselligkeit. Eines Tages rastet der Sepp aus. Vollkommen. Und nach dem alten Song: Marmor, Stein und Eisen bricht, zertrümmert der Toni das Lokal. Das kommt ihm einigermaßen teuer zu stehen, waren doch Polizei und Feuerwehr vor Ort. Nun, das kann der Toni verkraften. Weniger schon, dass ihm der Wirt Lokalverbot erteilt hat. Auf immer.

Dieser eine kleine Fehler: Toni Junior hat sich ein cooles Handy angeschafft, aber vergessen die Handyrechnung zu bezahlen. Er verschlampt Mahnungen und surft ungebremst weiter. Bis er eines Tages ein Urteil in Händen hält, das ihn zur Zahlung eines weit verteuerten Betrages verpflichtet. Er zahlt und meint, damit hat es sich. Er irrt. Er ist jetzt ausgeschlossen im ganzen eigenen Land.

Und das geht so:
Mit der Zahlung ist die Sache meist nicht erledigt. Denn der Junior wurde, wegen dieses einen kleinen Fehlers – einmal nicht zeitgerecht bezahlt zu haben – in schwarze Listen aufgenommen. Die Begründung: Es gebe Bonitätsprobleme. Ebenso wie die Bonitätswächter, tragen auch die „schwarzen Listen“ viele Namen wie: Wirtschaftsdatenbank, unerwünschte Kontoverbindung, Konsumentenkreditevidenz, Kleinkreditevidenz, UKV (Warnliste der Finanzdienstleister) oder vieles mehr. Die Eintragung erfolgt meist ohne Wissen und Kenntnis des Betroffenen. Das ganze Land ist mit solchen Sperrlisten überzogen. Und sie sind so geheim wie die Spionagetätigkeit der NSA. Das Unschöne daran ist: Auskunft gibt es nicht – wie bei der NSA eben. Und löschen auch nicht. Obwohl der OGH anders entschieden hat. Wer einmal auf einer solchen Liste draufsteht, kommt so schnell nicht wieder herunter. Aber selbst wenn es einmal zur Löschung einer Eintragung kommen sollte, bleibt man, je nach Bonitätswächter, bis zu 10 (zehn) Jahren auf der Liste. OGH-Entscheidung hin oder her.

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Wer in einer solchen „schwarzen Liste“ eingetragen ist, merkt bald, in welch misslicher Lage man ist. Man kann kein neues Handy mehr anschaffen. Weil: „Bonitätsprobleme“. Aber auch die Rückkehr zum alten, billigen Tarif ist einem verwehrt, denn ersten bekommt man keinen neuen Handyvertrag und zweitens Handytarife, Abonnements oder viele andere Geschäfte beinhalten fast immer die kleine Vertragsklausel, wonach sich der Vertrag automatisch um ein Jahr verlängert, wenn man nicht rechtzeitig kündigt.

Man bekommt kein Bankkonto, keine Kreditkarte, selbst im Elektronikmarkt kann man sich das supercoole Schnäppchen, abzuzahlen in geilen, zinslosen Raten á 20 Euro monatlich, nicht mehr anschaffen. Der Verkäufer ist nett, lieb und zuvorkommend. Bis er auf seinen Bildschirm schaut. Sein Gesicht verdüstert sich und er sagt: Es tut mir leid. Aber auf Kredit können wir Ihnen nichts verkaufen. Alles, was mit elektronischer Verarbeitung oder mit Vernetzung zu tun hat – das elektronische Bezahlen im Supermarkt beispielsweise, und überall dort, wo „man“ auf einen Bildschirm schaut, um den Kundennamen zu sichern, überall ist wegen: „Bonitätsproblemen“ plötzlich nichts mehr möglich. Egal welche Branche. Noch schlimmer ergeht es einem, wenn man insolvent wird. Dann ist die Sperrliste sehr, sehr breit angelegt. Man ist auf lange Zeit, schlimmstenfalls auf ewig vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Denn ohne eigenes Konto stellt schon das Bezahlen täglicher Rechnungen, aber auch der Bezug von Sozialbeihilfe oder der Empfang eines regelmäßigen Gehaltes ein unüberwindbares Problem dar. Nur mit Überwindung von Hürden und einer ausreichenden Menge an Demütigungen gibt es ein „Armenkonto“ (oder wie die Bezeichnung je Institut lautet). Mit eingeschränkten Dienstleistungen. Und natürlich nur auf „Haben“-Basis.

Und das Ende des Gleichnisses? Toni Senior geht halt in ein anderes Wirtshaus. Sein Sohn aber ist ausgesperrt im ganzen eigenen Land. Für immer? Übrigens: der Wirt hat dem Toni verziehen und es gibt jetzt wieder Freude, Stimmung, Friede und Geselligkeit. Seinem Sohn aber begleiten Diskriminierung, Häme, öffentlich Demütigung und Niedermache. Denn ein Wirt vergibt. Eine schwarze Liste nie.
Übrigens: Wir wurden informiert. Die Sperrliste unterliege dem Bankgeheimnis…

Löschung aus schwarzen Listen. LINK 28